Mittwoch, 20. Juli 2016

Tag 9: Karvina - Skoczow

Heute ging es schon zeitig los! Bereits um 7 Uhr trafen wir uns vor der Kirche zum Morgenlob, da wir unsere Gastfamilien nicht länger beanspruchen konnten, weil viele zur Arbeit musste. Wie jeden Morgen war es ein großes Hallo, wenn wir uns wieder trafen und jeder fragte den anderen wie es bei ihm in der Gastfamilie denn so gewesen sei, ob man wieder mal Gulasch zu essen bekommen hätte, wie lange man wach geblieben ist etc. Blasen und sonstige Blessuren wurden noch spontan von unserer Ärztin in Spe (für uns schon vollwertige Frau Doktor) Fanny versorgt, um für die nächsten 23 km gerüstet zu sein.




Mit dem Morgenlob auf den Lippen brachen wir auf Richtung Polen. Der Bischof, der Priester, die Seminaristen und der Ordensmann beteten am Weg gemeinsam mit anderen Mitläufern die Laudes, nachdem wir noch einen kurzen Abstecher auf den Biomarkt in Karvina gemacht hatten.  Mit dem Ende von Karvina verabschiedeten wir uns auch von der Republik Tschechien, die uns in den Tagen zuvor doch sehr ans Herz gewachsen war. 



Die Landschaft heute brach vollkommen mit dem Eindruck, den wir gestern von dieser Gegend bekommen hatten. Waren wir am Tag davor hauptsächlich in bewohntem und Industriegebiet unterwegs so maschierten wir mal durch malerische kleine Dörfchen, mal durch majestätische Eichen- und Buchenwälder. Während des täglichen Papstzitat gingen wir über eine Eisenbahnbrücke und ein Zug keuchte scheinbar gequält an uns vorbei, wobei Bischof Stephan nur trocken meinte: „Ein polnischer Schnellzug“. 






Vorbei an Bauernhöfen trafen wir auf unterschiedlichste Tiere. Wie schon am Vortag kläfften uns die Hunde an den unterschiedlichen Häusern an. Bei manchen Versuchen uns einzuschüchtern musste wir nur kräftig schmunzeln. Manche Tiere flössten aber schon richtig Respekt ein!
In der Mittagspause überraschten uns das Küchenteam, das heute durch einen französischen Sous Chef erweitert war, mit lokalen Köstlichkeiten, die sie am Markt erstanden hatten. Georg und Fanny revolutionierten Urban Gardening durch Mobile Gardening! In wenigen Tagen werden wir mit frischer Kresse aus dem Bus verköstigt. Wir werden euch über die weiteren Erfolge am Laufen halten! Die beiden übertreffen die Mittagspausen immer wieder durch frisch gebrühten Kaffee, Erdäpfelsuppe, und und und…

Am Ende der Mittagspause impulsierte Kaplan Günther wieder (Anlehnung an unseren französischen Bruder). Heute sprach er vom leiblichen Werk der Barmherzigkeit „Durstigen tränken“. Ein Werk, das wir immer wieder in den letzten Tagen am eigenen Leib erfahren durften durch den Dienst anderer. Andererseits durften wir auch innerhalb der Gruppe immer wieder dem jeweils nächsten durch eine Wasserspende dienen. So wichtig die leibliche Dimension dieses Werkes der Barmherzigkeit ist, so sehr drängt sich die geistige Dimension dieses Werkes auf, den seelischen Durst, die Sehnsucht der Menschen nach, Wahrheit, Schönheit und Liebe zu stillen. Die Zeit der Stille, die wir täglich nach dem Impuls haben, verging wie im Flug. Fast so, dass man sich danach sehnte noch länger über diese Dimension der Barmherzigkeit nachzudenken.
Die Geh-Pause, die auf die Stille folgte, war erfüllt von ausgelassenem Spiel. Der Wettbewerb, der von den österreichischen Weltjugendtagskoordinatoren ins Leben gerufen wurde, lies uns kreativ werden. Das Ziel ist ein originelles Foto mit der Flasche, die jeder österreichische Pilger für den Weltjugendtag bekommen hat, zu machen. Das Bibelzitat, das auf der Flasche steht: „Meine Seele dürstet nach dir“ begleitete uns in mehrfacher Weise über den heutigen Tag. Einerseits passt es perfekt zum Werk der Barmherzigkeit die Durstigen zu tränken und andererseits ist es auch der Weihespruchs von Bischof Stephan.












Um etwa 18:00 erreichten wir Skoczow, wo wir zuvor am Kreuz, wo Johannes Paul II. einer der Patrone des Weltjugendtags 1995 die Messe gehalten hat (was wir von den stolzen Bewohnern der Kleinstadt erfahren haben), ein Foto gemacht haben mit einem wunderschönen Ausblick über Skoczow.









Wir selber feierten die Messe in der Pfarrkirche Peter und Paul. Nach der Messe wurden wir kurzerhand auf mehrere Gastfamilien aufgeteilt und trafen uns nach Dusche und Essen wieder bei der Anbetung mit einer französischen Pilgergruppe aus Amiens. Der Bischof von Amiens hielt vor der Anbetung eine feurige Predigt über das Gleichnis vom guten und vom bösen Knecht, von welcher die wenigsten von uns etwas verstanden. Doch in der Anbetung vor dem eucharistischen Herrn waren alle sprachlichen Hindernisse überwunden und wir erlebten, wie man vor Gott nur noch eine Sprache spricht.

Anschliessend an die Anbetung gab es noch eine kurze Besprechung zur Strecke des kommenden Tages, wozu sich der Pfarrer von Skoczow gesellte. Er versuchte seine Expertise mit einzubringen, die Glaubwürdigkeit der Expertise für Fusswallfahrten, schien für uns indirekt proportional zum Körperumfang.
Zurück in der Gastfamilie durften wir nochmal die Gastfreundschaft der Polen erleben, die aber die Kapazität unserer Mägen sprengte. Doch in Polen kein Problem, denn es gibt VODKA!
Wieder einmal übermüdet, aber voll Freude über einen erfüllten Tag, geht es bald ins Bett. Wie schön ist es Pilger zu sein. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen